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Ried Hallepool

Josef Umathum reicht es nicht, nur Nektar für die Spaßgesellschaft bereitzustellen.
Profil vom 8.10.01

Josef Umathum ist der Philosoph unter Österreichs Spitzenwinzern. Er wollte, wie er betont, „niemals nur simple Getränke produzieren, sondern liquide Erzählungen schreiben und Lebensmittel für die Seele herstellen“. Mag sein, dass das auch einer der Gründe dafür ist, warum gerade Umathums berühmteste Tropfen die Weinwelt immer wieder polarisieren. Die Frage etwa, ob seine legendäre Cuvée Ried Hallebühl 1997 gegenwärtig in einem Zustand elysischer Verklärung oder zunehmender Oxydation ist, kann unter Kennern zu regelrechten Glaubenskriegen ausarten. (Ich persönlich tendiere, notabene, eher zum Elysium.) Doch der Rotweinpionier aus dem Seewinkel steht mittlerweile über solchen Debatten.

Er kann es sich leisten. Denn vom Jahrgang 1999, den er derzeit „auf Halde“ hat, ist bereits jede einzelne Flasche bestellt. Und der wie zu erwarten ziemlich große 2000er dämmert einstweilen noch in kleinen Holzfässern einem großen Verkaufserfolg entgegen. Josef Umathum, jeden Zoll kein Jetset-Winzer, hat die verdiente Prosperität allerdings weder in schnelle Flitzer noch teure Weltreisen, sondern bis dato stets in neue, noch bessere Weine investiert, wobei er eher der sinnlich-eleganten Burgunder-Stilistik als der nüchternen Strenge des Bordelais zuneigt (und dabei nicht unbedingt im Mainstream liegt).

Gespannt darf man vor allem darauf sein, was Umathum, der seine Kreszenzen bislang brettlebenen Dorflagen abtrotzen musste, aus den von ihm neu erworbenen Harr’schen Joiser Berglagen machen wird, auf denen er, bei optimaler Sonneneinstrahlung, Sauvignon Blanc, Pinot Noir und Blaufränkisch ausgepflanzt hat.

Doch Josef Umathum kümmert sich längst nicht mehr nur um Wein, sondern hat sich auch des „enormen Aufholbedarfs an Veredelungsprodukten“ angenommen, die das Burgenland, von Gänsen und Gurkerln bis zu Mangaliza-Schweinen und Grünspargeln, in so reichem Maße besitzt. „Das Burgenland ist mehr als nur Österreichs Maurersteig“, sagt Umathum selbstbewusst und hat gemeinsam mit etlichen Gleichgesinnten den „Umathum-Pool“ ins Leben gerufen, der „natürliche Produktionsweisen unterstützen, kleine Betriebsstrukturen fördern und die Vielfalt der landwirtschaftlichen Produkte des Burgenlandes erhalten soll“. Gespeist wird der Pool übrigens mit Rebensaft, Umathums bestem sogar: Ein Kontingent Ried Hallebühl steht regelmäßig zur Online-Versteigerung bereit.

Christoph
Wagner